Gold und Währung
Gold ist die alternative Wertanlage zu den heute an den Finanzmärkten gehandelten Finanzanlagen oder Geld-Währungen unserer modernen Volkswirtschaften. Dieser Aspekt verweist auf das Argument, dass Papiergeld oder moderne Währungen auf das Vertrauen unseres Geldsystems und deren Steuerung durch Zentralbanken beruhen. Gold wird im Gegensatz dazu als beständiger Wert gesehen, der in politischen und wirtschaftlich schwierigen Zeiten als langfristige Wertanlage fungiert.
Gold oder auch Silber als Edelmetallwährungen haben verschiedene Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme überdauert. Man denke dabei an die griechische Drachme im Altertum, die vor rund 2500 Jahre in Athen geprägt wurde und als Leitwährung sowie erste grosse Handelsmünze der Welt galt. Athen versuchte ihre Herrschaft mit währungspolitischen Massnahmen über das ganze Mittelmeer auszudehnen. Mit den neuen aus Silbervorkommen geprägten Münzen konnten die Bürger dauerhaft Vermögen aufbewahren und die Stadtgemeinschaft ihre Bauten und Projekte bezahlen. Vor Athen hatte kein Staat etwas betrieben, was wir als eine Art Währungspolitik bezeichnen würden. Athen liess auch die einfachen Bürger am Reichtum teilhaben, die sich an der Demokratie beteiligten. Es entwickelte das erste umfassende System von Kleingeld in der westlichen Welt. Athen hatte sich aber im Laufe der Zeit nach aussen zu einer rücksichtslosen Imperialmacht entwickelt und verlor 404 v. Chr. mit der Niederlage im Peloponnesischen Krieg die Vormachtstellung. Der Krieg beendete damit das klassische Zeitalter Athens und der attischen Demokratie.
Wenn man die Währungssysteme der Neuzeit betrachtet, dann steht Gold im Zusammenhang mit dem Goldstandard als Währungsordnung, bei der Währung als geprägtes Gold direkt als Geld fungiert oder eine Notenbank einen festen Umtauschkurs ihrer Währung in Banknoten zu Gold garantiert. Die Zentralbank musste Goldreserven in dem Umfang halten, wie es zur Deckung von Eindeckungsverpflichtungen aus Banknoten und Münzen erforderlich war.
Das Gold war im Goldstandard weniger ein interner Geldangebotsanker als ein externer Anker, der, nicht anders als in einem System fester Wechselkurse, wo weniger stabile Währungen an eine stabile Währung gebunden werden, dafür sorgte, dass ein weniger stabiles Land über die Verschlechterung seiner Handels- und Leistungsbilanz unter Druck geriet, wenn es höhere Preissteigerungen als das stabilste Goldstandard-Land verzeichnete. Weil die Möglichkeit bestand, von einem Land mit Leistungsbilanzdefiziten die Bezahlung seiner Rechnungen in Gold zu erzwingen, – wenn es keine Kredite mehr bekam, musste es auf seine Goldreserven zur Bezahlung der Importe zurückgreifen – gab es einen starken Anreiz für alle Teilnehmerländer, sich an den stabilsten und größten Ländern zu orientieren.
Im Goldstandard gab es die Möglichkeit der Abwertung der eigenen Währung. Wer zu sehr ins Defizit geriet und Gefahr lief, erhebliche Teile seiner Goldreserven zu verlieren, konnte sozusagen den Offenbarungseid leisten und die Parität zum Gold anpassen, indem er temporär aus dem Goldstandard ausstieg, seine eigene Währung abwertete und damit seine Handelsbilanz in Ordnung brachte.
Eine berühmte Kontroverse der 1920er Jahre handelt davon, ob Großbritannien, das seit dem Ersten Weltkrieg aus dem Goldstandard ausgestiegen war, wieder zum alten Kurs einsteigen sollte oder zu einem niedrigeren Kurs. Weil das Pfund Sterling zum alten Kurs überbewertet war, lief ein Einstieg in den Goldstandard zu diesen Bedingungen auf Deflation und Arbeitslosigkeit hinaus, weil das Preisniveau absolut gesenkt werden musste, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. John Maynard Keynes vertrat übrigens die Position, lieber von vornherein zu einem realistischeren Kurs in den Goldstandard einzusteigen, also das Pfund abzuwerten, weil eine Deflation in Form von Einkommenseinbußen und Arbeitslosigkeit sehr teuer werden würde. Im Nachhinein bezeichnete der damalige britische Finanzminister Churchill seine Entscheidung von 1925, zum Goldstandard ohne vorherige Abwertung zurückzukehren, als den grössten Fehler seines Lebens.
Am Ende der 1920er Jahre ging die US-Notenbank zur Behebung einer Überhitzung der amerikanischen Konjunktur zu einer Hochzinspolitik über. Dies verursachte einen Goldzufluss aus Ländern mit niedrigerem Zinsniveau. Die Angleichung der Zinspolitik führte in gewissen Ländern zu einem starken Rückgang der Kreditvergaben der Banken bei gleichzeitiger starker Kürzung der öffentlichen Ausgaben im Rahmen einer Austeritätspolitik mit harten Sparmassnahmen. Der Börsenzusammenbruch von 1929 hatte vor allem für Deutschland politisch und ökonomisch katastrophale Folgen, die im Zusammenhang mit der weltwirtschaftlichen Lage, dem prekären Zustand von deutschen Unternehmen sowie der allgemeinen wirtschaftlichen Situation in Deutschland zu sehen ist.
Zur Bekämpfung der schweren Bankenkrise konnte Anfang der 1930er Jahren den Banken nicht genügend Liquidität bereitgestellt werden, weil die Zentralbanken nicht mehr in der Lage waren, genügend goldgedecktes Bargeld auszugeben. Viele Regierungen waren gezwungen, die Konvertibilität der Währungen auszusetzen und zu einer Devisenbewirtschaftung überzugehen. Das nach dem Zweiten Weltkrieg durch Bretton Woods eingeführte internationale Währungssystem mit Wechselkurs-Bandbreiten, das vom goldhinterlegten US-Dollar als Ankerwährung bestimmt war, scheiterte 1971, als US-Präsident Richard Nixon die Bindung des Dollars an das Gold auflöste, nachdem die USA sich geweigert hatten, auf Anfrage anderer Länder weiterhin US-Dollar gegen Gold einzulösen.
Nach heutiger Sicht würden Historiker und Ökonomen argumentieren, der Goldstandard sei aufgrund seiner Rigidität nur beschränkt dafür geeignet, in modernen, offenen Volkswirtschaften zur Stabilisierung von Preisen und Konjunktur hinreichend beizutragen, und erlaube zudem keine unabhängige Geldpolitik. Die Anhänger des Goldstandards würden offensichtlich das Gegenteil behaupten.
Die Frage ist, was in diesem Zusammenhang das Wichtige ist. Preisstabilität sollte im Grunde genommen kein eigenständiges Ziel als solches sein, das ohne Betrachtung der wirtschaftspolitischen Ziele, die für die Menschen und Bürger zählen, eine Bedeutung hat. Auf der Nachfrageseite zählen vor allem die reale Einkommensentwicklung und die Beschäftigung. Entscheidend ist hier, wie sich das Preisniveau zum Einkommensniveau entwickelt, indem sich Produktivitätssteigerungen in reale Einkommenssteigerungen niederschlagen. Ein gemeinsamer Markt zwingt zu einer Wirtschaftspolitik der Deregulierung. Mehrheitlich werden heute weltweit, prozyklische, zurückhaltende Fiskalpolitiken umgesetzt. Zentralbanken wenden preisstabilitätsorientierte Geldpolitiken an und orientieren sich weniger an Politiken, die beschäftigungsorientierte Wirkungen entfalten können. Fundamental ist deshalb die wirtschaftpolitische Ausrichtung, die durch ein möglichst stabiles Währungssystem ergänzt wird.
Bei entsprechenden Voraussetzungenn kann ein stabiles Währungssystem ebenso in einem Fiat-Geld System erreicht werden. Der Goldstandard oder Gold als Währungsersatz erscheint attraktiv, weil keine unermessliche Geldschöpfung möglich ist. In diesen Sinne scheint weniger die Verschuldung souveräner Staaten ein Problem darzustellen, als das akkumulierte und kreditgetriebene Finanzkapital, welches wiederholt zu Spekulationsblasen und grossen Instabilitäten an den internationalen Finanz- Kredit- und Derivatmärkte geführt haben.
Gold ist auf diese Weise zum Synonym für hohe Beständigkeit geworden, das für jedermann zugänglich ist. Seit Tausenden von Jahren wird Gold als Wertaufbewahrungsmittel genutzt. Seine Materialität setzt Zeichen. Gold kann sich aber letztlich dem Einfluss des Finanzmarktes nicht entziehen, da es heute mit Finanzderivaten am Markt gehandelt werden kann. Wir fühlen uns Gold als bleibenden positiven Wert verbunden, erkennen aber auch dessen Schattenseiten.