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Sich mit den eigenen Münzen zu beschäftigen, lohnt sich

Wenn man gewissen historischen Quellen Glauben schenken darf, gab es schon zu römischen Zeiten Hinweise, dass Münzen gesammelt wurden. Kaiser Augustus selbst soll vor mehr als 2000 Jahren eine Sammlung von königlichen und ausländischen Münzen besessen haben. Anders als bei Kunstwerken stand jedoch der ästhetische Genuss nicht im Vordergrund. Im Gegenteil. Es ging um Macht und göttliche Gunst.

In der Gunst der Götter

In den Münzprägungen seiner Zeit wurde Augustus als kaiserlicher Alleinherrscher stilisiert. Er vereinigte die Eigenschaften der römischen Virtus in sich. Es waren diejenigen Tugenden, die ein Mann besitzen musste, um in der Gunst der Götter zu stehen und ihren Schutz zu erlangen. Aufgrund ihrer ursprünglich archaischen Auffassung vom Wirken des Göttlichen, glaubten die Römer, dass es eine göttliche Macht wäre, welche diese Eigenschaften und Tugenden auf die Menschen übertrug. Also wurden diese Glaubensvorstellungen im Münzbild dargestellt.

Augustus, der vermeintliche Friedenskaiser

Möglicherweise sass man dann später in der Renaissance dem Irrtum auf, dass die abgebildeten Tugenden die guten Charaktereigenschaften der dargestellten Persönlichkeiten illustrierten.

Augustus selber konnte darauf vertrauen, dass die Erinnerung an den blutigen und erbarmungslos geführten römischen Bürgerkrieg während seiner Regentschaft langsam in Vergessenheit geriet. So kannte man ihn später nur noch als den Friedenskaiser.

In Italien begannen sich die frühen Humanisten wieder für antike Kultur zu interessieren. Gelehrte, Mitglieder des Adels und des wohlhabenden städtischen Bürgertums regte die neu erweckte Faszination an der Antike zum Sammeln von Kunstgegenstände und Münzen an.

Aus dieser Zeit datieren denn auch die ersten Versuche, sich wissenschaftlich damit zu beschäftigen. Zum Beispiel der grosse florentinische Dichter Francesco Petrarca. Er betrieb im frühen 14. Jahrhundert ikonographische Studien über seine Sammlung. Er versuchte, die römischen Kaisermünzen mit den Berichten der antiken Autoren in Beziehung zu setzen. Für Petraca veranschaulichten die Münzen den Charakter der darauf abgebildeten Personen. Und sie sollten an ihre Taten erinnern.

Ein moralischer Gewinn

Der gebildete Betrachter sollte daraus Lehren ziehen für seine eigene Lebensführung. Der Anreiz zum Sammeln und Studieren von Münzen bestand möglicherweise im moralischen Gewinn, der aus dieser Beschäftigung resultierte. Die bekannten italienischen Adelsfamilien der Zeit wie die Medici in Florenz und die Sforza in Mailand vermehrten ihre Sammlungen über mehrere Generationen hinweg und gehörten zu den ersten bedeutenden europäischen Münzsammlern ihrer Zeit.

Leonardo da Vinci entwarf während seiner Schaffenszeit am Hofe des Herzogs Ludovico Sforza “Il Moro“ in Mailand eine Reihe von Münzen, sogenannte Testone und Dukaten, deren Stempel der bedeutende Goldschmied und Porträtmedaillist der italienischen Renaissance, Christofano Cardosso, fertigte. Die damaligen Porträtmedaillen zeigten meistens auf der Vorderseite die Züge des Abgebildeten und auf der Rückseite eine charakterisierende Allegorie eben solcher Tugenden.

Leonardo beschäftigte sich aber überdies mit der Münztechnik. Er erstellte beispielsweise Pläne für eine Maschine zum Ausschneiden von runden Schrötlingen. Die Originalzeichnungen sind bis heute erhalten.

Münzen sind zwar gleichförmige Massenprodukte. Dennoch sind sie als Quellen der Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte vieler Epochen nicht wegzudenken. Die wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiet ist eng verbunden mit der Geldgeschichte und ihren volkswirtschaftlichen und historischen Erscheinungsformen. Münzen sprechen die Sprache ihrer Zeit.

Heute schwindet die Bedeutung des Münzgeldes zusehends. Trotzdem ist im Zeitalter marktkonformer Demokratien und übermächtiger Zentralbanken eine kritische Auseinandersetzung damit jederzeit lohnenswert. Sei es als Anleger, Sammler, durch Forschungstätigkeit oder intensive private Studien. Es schärft den Blick für sozialhistorische, volkswirtschaftliche und geldwirtschaftliche Zusammenhänge.

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